Weidebilder © Musée Ingres-Bourdelle | Scène pastorale | Jacob Gerritsz. Cuyp (Pastoral Scene) vor 1651 (Ausschnitt)

Fridolin und Freddy, verstehen wir uns? Ein Non-Verbaler Austausch mit zwei Eseln.

So 27.06.2021 // 11:00 - 13:30 Uhr // Lectureperformance mit Zeichenworkshop // Öffentliche Veranstaltung // Haus Mariengrund, Münster

Eine Veranstaltung im Rahmen des Projektes Weidebilder - Ambivalenz der Mensch-Tier-Beziehung- Ein Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst im Münsterland, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen.

 

Nicole Schuck und die Esel Fridolin und Freddy laden zunächst zu einer ca. halbstündigen Performance ein, die den Möglichkeitsraum für eine Mensch-Tier-Beziehung zwischen den Teilnehmenden eröffnet. Anschließend folgt ein ca. zweistündiger Zeichenworkshop. Die Zeichnung ermöglicht es uns, darzustellen, was an sich im Umgang mit den Tieren nicht sichtbar ist. Die Teilnehmenden sind eingeladen, über das zeichnerische Beobachten mit den Eseln in eine tiefere Verbindung zu treten.

Nicole Schuck nähert sich in ihrer eigenen Arbeit mit Bleistiften und ihrer ganzen Palette von Grauwerten einem Tier und seinen Strukturen und Beziehungen – oft über mehrere Wochen und Monate hinweg –, so entstehen profunde Beziehungen und Kenntnisse, was wiederum zu einer großen Wertschätzung des Wildtieres als Individuum und des gemeinsamen Lebensraums führt. Die Zeichnung spürt ihnen nach, geht individuell auf sie ein und hat keine systematischen Voraussetzungen – außer dem linear-prozessualen Sich-Einlassen auf jedes einzelne Tier und seine Bezüge. Wichtig ist ihr hier, diese bedingungslose, nachdrücklich unwissenschaftliche Wertschätzung des einzelnen Lebewesens und unserer Umwelt sichtbar zu machen.

Erfahrungen mit Natur und Tieren machen zu können, stellt einen hohen Wert da, der sich nicht monetär bemessen lässt. Die Inwertsetzung der Natur und Tiere und die damit verbundenen Bewertungsmethoden kennzeichnen zunehmend den Umgang des Menschen mit der Natur. Je nützlicher sie dem Menschen ist, desto höher bemisst sich ihr monetärer Wert. Nicht allein die »objektiv« messbaren Werte sind von Nutzen, sondern ebenso Emotionen, Erfahrungen und Geschichten, die deutlich machen, dass unser Bezug zu Natur und Tier niemals allein ökonomischer Art war, sondern auch geschichtlich, kulturell, mythologisch, emotional, persönlich und poetisch begründet ist. Dabei sind uns viele weitere Werte (noch) unbekannt, weil der Stand der Forschung noch nicht so weit ist oder weil wir überhaupt keine »Antennen« dafür besitzen - insbesondere nicht für den Wert der Tiere für ihre Artgenossen und Lebensgemeinschaften. Die Inwertsetzung von Natur kann nicht nur eine Bedrohung der Biodiversität zur Folge haben, sondern vielmehr einen Verlust der menschlichen Selbsterfahrung in Bezug zur Natur.

Leben ist eine fragile Balance zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft.

Nicole Schuck stellt das Individuum, das einzelne lebendige Tier als Subjekt in den Vordergrund und geht auf das Wesen im Zusammenspiel mit seiner Lebensgemeinschaft, unserem gemeinsamen Lebensraum und dem Menschen selbst ein. Kernfragen sind hierbei: Wie lassen sich unmessbare Werte wie Fähigkeiten, Emotionen, Sozialverhalten und ästhetische Aspekte oder das Leben an sich erfahren? Wie wollen wir, menschliche und nichtmenschliche Tiere, in Zukunft miteinander leben? Brauchen wir andere Ansätze, Methoden und Instrumentarien im Umwelt- und Naturschutz als die bisherigen?

Bringen sie bitte Zeichenpapiere mit, Empfehlenswert sind alterungsbeständige Papiere und für das „Draußenzeichnen“ am besten Zeichenblöcke und/oder Skizzenbücher. Bleistifte aller Härtegrade von HB bis 8B, Farbstifte, dicke Grafitstifte Kreiden, Kugelschreiber, Knetradierer, Anspitzer und/oder alles weitere was sie zum Zeichnen anregt.

Anmeldung unter: bioinspiration@uni-muenster.de

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