Von den Tieren lernen

Freddy und Fridolin - Die Poitou-Esel am ITZ

Freddy und Fridolin, unsere beiden Poitou-Esel, sind sehr geschätzte Co-Therapeuten am ITZ. Die Halbbrüder leben seit April 2017 bei uns am Haus Mariengrund in Münster auf einer Weide mit Offenstall. Besucher*innen der Esel - ob Gäste im Haus Mariengrund, zufällige Spaziergänger*innen oder Studierende im Rahmen eines Blockseminars – beschreiben die Begegnung mit Freddy und Fridolin mit Worten wie: „Es tut einfach gut, den Beiden zuzuschauen.“ – „Hier kommen meine Gedanken zur Ruhe.“ Oder: „Bei Freddy und Fridolin fühle ich mich richtig, so wie ich bin.“

Doch wie kam das ITZ auf die beiden Esel? Mit der Beheimatung des ITZ am Haus Mariengrund, umgeben von Bäumen und angrenzenden Feldern, wuchs der Wunsch, neben der akademischen Bildungsarbeit auch einen Erfahrungsraum für die konkrete Begegnung mit Natur und Tieren zu schaffen. Über eine glückliche Begebenheit lernten wir die beiden Wallache Freddy und Fridolin kennen. Im Alter von 2,5 Jahren sollten sie ihre Herde in der Steveraue bei Olfen verlassen und standen zum Verkauf. Dank des Sponsorings zweier Kurator*innen und dank viel ehrenamtlichem Einsatz konnte das ITZ Freddy und Fridolin erwerben.

„Doch frag nur die Tiere, sie lehren es dich ...“

aus der Bibel, Altes Testament, Hiob 12,7

Heilende Helfer

Zunächst möchten wir allein durch die Begegnung mit Freddy und Fridolin eine unmittelbare Erfahrung mit einem Tier ermöglichen und auf diese Weise zu einem neuen Blickwinkel und zu mehr Wertschätzung gegenüber Tieren generell beitragen. Tiere sind allein durch ihr „Sein“ hervorragende Co-Therapeuten, wie die folgende Erfahrung zeigt:

Eine Gruppe von Schlaganfallpatient*innen besuchte unsere Esel auf der Weide. Eine Dame hatte ihren gelähmten Arm am Körper fixiert. Fridolin ging auf sie zu und tastete mit seinen sanften Lippen minutenlang die Hand dieser Frau ab. Sie war sehr bewegt und berichtete anschließend, dass die Lähmung für etwa eine halbe Stunde völlig verschwunden war.

Lehrmeister*innen

Tiere sind in der Regel total präsent. Sie begegnen Menschen vorurteilsfrei und zugewandt. Durch Tiere können wir Gottes Segen erfahren. Und wir erleben, dass sie uns ganz nahe sind - und zugleich ganz fremd. Dieses Geheimnis hat etwas Wunderbares, etwas Göttliches.

Das ITZ ist davon überzeugt, dass Tiere allein durch ihr „Sein“ hervorragende Lehrmeister*innen sind und uns helfen menschlicher zu werden. Sie sind, wie Eckhart Tolle es ausgedrückt hat „Guardians of Being“ (Wächter*innen des Seins).

Bioinspiration

Studierende lernen von den Eseln

Nach sieben Jahren akademischer Lehrtätigkeit in Vortragssälen an Universitäten und Hochschulen war für das ITZ klar: Die Studierenden brauchen Begegnungen mit Tieren, sonst bleiben alle Studien zum Mensch-Tier-Verhältnis Theorie. Seit 2017 bietet Dr. Rainer Hagencord für Studierende Blockseminare an den Standorten Haus Mariengrund, Allwetterzoo Münster und Hof Lohmann/Freckenhorster Werkstätten an.

Ein Schwerpunkt der Lehrveranstaltungen liegt auf der konkreten Naturerfahrung und Begegnung mit Tieren sowie auf der Auseinandersetzung mit Fragen zur biologischen Vielfalt und Artenschutz und deren politischer Dimension. Das interdisziplinäre und interreligiöse Dozierenden-Team am ITZ und ein Imker ermöglichen es in und mit der Natur zu lernen.

Aktuelle Kooperationspartner sind die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO), der Bereich Bioinspiration an der Westfälischen-Wilhelmsuniversität (WWU) und die Katholische Hochschule (KatHO) Münster. Themen der vergangenen Semester waren zum Beispiel „Bioinspiration Tiere“, „Warum Tiere den Menschen guttun und wir ihnen nicht“ sowie „Wenn sich Tiere in der Theologie tummeln … Oder: Vom Projekt der Theologischen Zoologie“.

Wir freuen uns, dass jedes Jahr rund 200 Studierende an den Blockseminaren teilnehmen. Und es dürfen noch mehr werden.

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