Tiere im Anthropozän

Interreligiöse und transdisziplinäre Perspektiven

Verlust der Biodiversität, Klimakatastrophe, Artensterben – das sind drängende Probleme, die im Rahmen einer zweitägigen Konferenz am Institut für Theologische Zoologie (ITZ) und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster thematisiert wurden. Persönlichkeiten aus Theologie, Judentum und Islamwissenschaften, aus Philosophie und Biologie, aus Landschaftsökologie, Medizin und Sozialpädagogik kamen zusammen, um mögliche Wege aus der aktuellen Situation zu skizzieren.

Mit der Tagung „Tiere im Anthropozän“ ist es gelungen, wichtige Fragen wie die Entwicklung einer anderen Ethik mit dem Gesicht zum Tier und einen besseren Umgang mit der Umwelt, in der wir leben, zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

apl. Prof. Valeska Becker

„Tiere im Anthropozän“ – Tagungsrückblick

Der bekannte Umweltwissenschaftler und ehemalige Co-Präsident des Club of Rome, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, machte am Donnerstag, 11.05.23, den Aufschlag zur Tagung.
In einem weitgespannten Abendvortrag wies er auf die Probleme hin, die der Wunsch des „immer mehr“ erzeugt. Sein Bild einer „vollen Welt“, in der unberührte Lebensräume, Pflanzen und Wildtiere kaum noch Platz finden, war eindrücklich und blieb vielen Zuhörerinnen und Zuhörern im Gedächtnis.
Am darauffolgenden Freitagvormittag lieferten Prof. Julia Enxing (Dresden), Prof. Asmaa El Maaroufi (Münster) und Dr. Deborah Williger (Erftstadt) Impulse aus den Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam. Sie machten sich für den Gedanken der Arche als Auftrag zum Schutz der Schöpfung stark. Im Anschluss sprachen Prof. Norbert Sachser und Prof. Michael Quante (beide Münster) aus Sicht der Verhaltensbiologie und der Ethik über Tierrechte, Tierschutz und die Grenze zwischen Mensch und Tier, die zunehmend verschwimmt.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung den beiden Poitou-Eseln Freddy und Fridolin, die am Tagungsort leben, begegnen. Unter kundiger Anleitung von Elisabeth Klingseis und begleitet mit Gedanken von Prof. Andrea Tafferner waren alle eingeladen, auf die Esel zuzugehen, sie zu berühren und ihre Eindrücke zu reflektieren. In einem anschließenden Workshop waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgefordert, Interaktionen zwischen Tieren und Landschaft nachzuspüren. Unter der Leitung von Markus Bürger (Paderborn), Prof. Tillmann Buttschardt (Münster) und Dr. Judith Krysiak-Bürger (Bochum) standen die Grenze zwischen Mensch und Tier, der Wert von Pflanzen für die menschliche Gesundheit und Gedanken zu einem guten Leben und was dafür notwendig ist, im Vordergrund. Begleitet vom Konzept des „IdeenMining“, angeleitet von Marc Stallony (Münster), entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung in einer Abschlussdiskussion konkrete Konzepte zu einer Verbesserung der aktuellen Lage.

Das ITZ – auf Augenhöhe mit der Mitwelt

Das Institut für Theologische Zoologie in Münster-Gievenbeck will mit seiner Arbeit mit dem Bild des Menschen als „Krone der Schöpfung“ aufräumen. Lehr- und Bildungsangebote zielen auf die Entwicklung neuer Umgangsformen mit Tieren und Pflanzen und die Etablierung eines gesünderen Miteinander ab. Dabei helfen die tierlichen Mitbewohner am Institut, vor allem die beiden Poitou-Esel Freddy und Fridolin. Mit der Tagung „Tiere im Anthropozän“ ist es gelungen, wichtige Fragen wie die Entwicklung einer anderen Ethik mit dem Gesicht zum Tier und einen besseren Umgang mit der Umwelt, in der wir leben, zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Weitere Infos

Programm:
zum Flyer

Presse und Veröffentlichungen:
Wissen / Leben - Tiere als Lebewesen ernst nehmen (Mai 2023)
Westfälische Nachrichten - Der Mensch und das stille Artensterben (13.5.2023)
Kirche + Leben - Tagung bringt Menschen und Tiere auf Augenhöhe (20.5.2023)

nach oben